Antisemitismus in Österreich
Teil der Volkskultur?
Vortrag von Univ.-Doz. Mag. Dr. Hannes Leidinger
HANNES LEIDINGER, geboren 1969, Dozent am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, Assoziierter Forscher an der Universität Bern, Lehrtätigkeit an der Universität Salzburg und der Andrássy Universität Budapest. Leiter der Außenstelle Wien des Ludwig Boltzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung. Kurator von Ausstellungen, Berater von Radiosendungen und TV-Dokumentationen, Leiter von wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Zahlreiche Publikationen.
Zur Entwicklung des Antisemitismus in Österreich von der späten Donaumonarchie bis zur Gegenwart
Jede historische Untersuchung muss davon ausgehen, dass die österreichische „Volkskultur“ antijüdisch gezeichnet ist: Dieser ernüchternde Befund der Zeitgeschichtsforschung galt von den 1980er Jahren an aufgrund der NS-Verbrechen und vor allem der Shoah sowie des fragwürdigen Umgangs der Zweiten Republik mit den „dunklen Jahren“ von 1938 bis 1945 beinahe uneingeschränkt.
Aber trifft er auf dem Weg in das dritte Jahrtausend und der Verstärkung anderer Feindbilder noch zu? Wie sind der „neue“ und der „ältere“ Antisemitismus vor dem Hintergrund einer grassierenden Islamophobie und eines instrumentalisierbaren „Clash of Civilizations“ zu bewerten? Und welche Ursprünge oder Radikalisierungsprozesse müssen bei der Entwicklung religiöser, nationaler, sozialer und rassistischer Vorurteile beachtet werden?
Der Vortrag bietet einen Längsschnitt zur Geschichte des Antisemitismus in Österreich: Zu seinen Wurzeln und Entwicklungsstadien über die vermeintlichen und tatsächlichen Zäsuren der Zeitgeschichte hinweg – von der späten Donaumonarchie bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Mit Hilfe ausgewählter „Aktualitäten“, Wochenschaubeiträge und Dokumentarfilme wird die Bedeutung der Thematik in unterschiedlichen Epochen, verschiedenen gesellschaftlichen Milieus und politischen Lagern beleuchtet.
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Ein Vortrag mit nichtfiktionalen Filmausschnitten